An Tag 12 trafen Daniel und ich uns wieder mit Yushu, der uns zuvor schon Yokohama gezeigt hatte. Da er auch ein Eisenbahnfan ist hatten wir uns vorgenommen zwei entsprechende Museen zu besuchen.
Von Akihabara aus fuhren wir zunächst mit der U-Bahn nach Kasai zum U-Bahn Museum. Um hineinzukommen musste man zunächst an einem Automaten ein Ticket kaufen und dann das automatische Ticketgate passieren, wie das in einer U-Bahn eben so ist!
Im Inneren gab es dann viele historische Ausstellungsstücke zu bewundern – neben einigen sehr gut erhaltenen alten Fahrzeugen, waren das vor allem diverse Utensilien, die das Personal früher nutzte. Mit Yushu hatten wir zudem einen kompetenten Führer, der uns einiges erklären konnte – So wurden beispielsweise früher die Fahrkarten beim Einstieg mit einer Zange entwertet, die für jede Station eine unterschiedliche Form hatte – so konnte am Ziel festgestellt werden ob eine Nachzahlung fällig ist.
Dazu musste „nur“ jeder Mitarbeiter alle Formen auswendig können. Vor der Vollautomatisierung war jede Station noch mit deutlich mehr Mitarbeitern ausgestattet, aber selbst heute ist noch jeder Eingang mit mindestens einer Aufsichtsperson besetzt.
Neben weiteren Informationen zur Geschichte der U-Bahnen in Tokyo gab es auch Modellbahnen und einen auf Videoaufnahmen basierenden Simulator zu bewundern. Yushu und ich ließen uns diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen und fuhren jeweils eine Station damit!
Da wir inzwischen etwas hungrig waren kehrten wir in ein nahegelegenes Restaurant ein, das so ziemlich alles anbot was man sich vorstellen konnte – auch diverse europäische Gerichte. Selbstverständlich gab es auch Cheese in Hamburg. Ich bestellte „Mix Grill“, das aus Fleisch, Wurst und Hühnchen, sowie Rösti bestand und konnte meine Begleiter über die Herkunft des Röstis aufklären.
Außerdem wurde ich gezwungen ein seltsames Getränk zu mir zu nehmen, das aussah wie Milch, aber glücklicherweise nicht so schmeckte. Es handelte sich um einen der diversen extrem süßen japanischen Softdrinks – war eigentlich ganz ok!
Als wir den Laden verließen entdeckten wir noch, dass man dort selbstverständlich auch Kumamon-Plüschfiguren kaufen konnte. Wir hielten uns allerdings zurück und machten uns auf den Weg zu unserer nächsten Station.
Unser zweites Ziel war nämlich das große JR Eisenbahnmuseum in Saitama. Dazu fuhren wir zuerst zurück nach Ueno und von dort aus mit der Takasaki Line Richtung Saitama. Die Takasaki Line hält interessanterweise deutlich seltener als die anderen Linien, die wir im Zentrum von Tokyo bisher so nutzten, obwohl es prinzipiell keine andere Zugkategorie ist. Der Zug enthielt auch Wagen für Reservierungen mit echten Sitzplätzen zusätzlich zu den normalen auf maximale Stehplatzkapazität ausgerichteten Wagen für Fahrgäste ohne Reservierung, sowie auch Green Cars (1. Klasse).
In Omiya stiegen wir auf eine Monorail mit dem klangvollen Namen „New Shuttle“ um, die uns direkt zum Museum transportierte. Außerdem sahen wir am Bahnsteig noch einen Zug mit einem abgesperrten Wagen in dem Zeitungen transportiert wurden. Von Yushu erfuhren wir, dass das auch in Japan heutzutage extrem selten ist.
Nachdem wir über Pflastersteine auf denen Shinkansenfahrpläne abgebildet waren den Eingang des JR Museums erreicht hatten mussten wir auch hier unsere Tickets an Automaten erwerben. Dabei ging es allerdings nochmal eine Stufe moderner zu als im U-Bahn-Musem, denn man erhielt NFC-Karten bzw. konnte das Eintrittsticket sogar auf seine Suica laden – ganz schön cool!
Nachdem wir das Gate passiert hatten fanden wir uns dann in einer sehr großen Halle wieder mit sehr vielen ausgestellten Fahrzeugen aus unterschiedlichsten Epochen. Insbesondere stolz ist man natürlich auf den Shinkansen, von dem es sehr viele Versionen zu sehen gab – aber auch ein paar Dampfloks waren am Start.
Eine davon war auf einer Drehscheibe in der Mitte der Halle ausgestellt. Später fand sogar eine kleine Show statt, die wir von der oberen Ebene beobachteten, bei der Drehscheibe und Lok in Betrieb genommen wurden.
Sehr beeindruckend war auch der sehr luxuriöse kaiserliche Zug, den man allerdings nur von außen betrachten durfte.
Drehscheibenshow
Während die ersten Loks noch aus England importiert wurden, startete bereits 1961 der Shinkansen von Tokyo nach Shin-Osaka. Auch ein paar alte Fahrpläne konnte man sehen, aus denen hervorging, dass früher nur alle halbe Stunde ein Hochgeschwindigkeitszug nach Osaka fuhr. Heute geschieht das mindestens alle 5 Minuten.
Klar sind das Extreme, und auf dem Land hat man natürlich in Japan auch nicht diesen dichten Verkehr, dennoch – in Europa wäre das auch heute in am dichtest besiedelten Gegenden undenkbar.
Neben einigen kleineren Ausstellungsstücken zur Geschichte der japanischen Eisenbahn, wie beispielsweise Fahrkarten von Berlin nach Tokyo, Uniformen und etwas modernere Errungenschaften, wie die Suica, gab es auch einen Raum in dem man verschiedene Signale bewundern und auf verschiedene Signalbegriffe umschalten konnte.
Dort gab es auch eine Modellbahn, die mit einer Kamera ausgestattet war und sich über einen Simulator steuern ließ – da ließen wir uns natürlich wiederum nicht groß bitten.
Nachdem wir nahezu alles gesehen hatten fanden wir uns wie üblich im örtlichen Souvenirshop wieder und überzeugten Daniel davon einen Plüsch-Suicapinguin zu kaufen. Ich fand einen Schlüsselanhänger in Form eines Akihabara-Bahnhofschilds, sowas ähnliches wollte ich ja schon seit längerem. Leider machte er keine Sounds sondern war zum Schutz einer Suica-Karte gedacht – aber man kann ja nicht alles haben!
Da der Tag noch jung war entschlossen wir uns zurück nach Akihabara zu fahren und einen Karaoke-Laden aufzusuchen!
Wir entschieden uns einfach die Hauptstraße in Akiba entlang zu laufen bis wir einen finden und es dauerte ca. 30 Sekunden, denn es gibt die an jeder Ecke – übrigens nicht nur in Akihabara, denn Karaoke ist eine der Top-Freizeitbeschäftigungen in Japan.
Karaoke in Japan bedeutet aber entgegen von Vorstellungen die man vielleicht im Westen hat üblicherweise nicht, dass man in einer Bar vor anderen singt, sondern man mietet sich mit seinen Freunden einen eigenen Raum.
Bei der Anmeldung waren wir sehr froh, dass wir Yushu dabei hatten, denn er unterhielt sich bestimmt 10 Minuten lang mit dem Karaoke-Angestellten, der ihm einen QR-Code zeigte und alle möglichen Dinge fragte. Man konnte dort auch echte Instrumente ausleihen.
Uns wurde dann einer der Räume zugewiesen. In dem Laden gab es sicher mehr als 50 Räume für verschiedenste Gruppengrößen. Es gab sogar Räume in denen man alleine singen konnte – Hitori Karaoke.
In unserem Raum wurden uns die bei der Anmeldung bestellten Getränke serviert und wir konnten mittels eines Touchscreen Interfaces die Karaokemaschine bedienen, die so ziemlich alle (japanischen) Lieder enthielt die es gibt!
Schwierig war es nur in angemessener Geschwindigkeit die Texte in japanischer Schrift zu entziffern, daher musste ich teilweise mittels meines Smartphones cheaten und die Texte in Romaji recherchieren
Über einen weiteren Touchscreen konnte man weitere Getränke und Speisen bestellen, die einem dann hereingebracht wurden.
Wir hatten recht viel Spaß und nach etwa 2 Stunden informierte man uns telefonisch darüber, dass unsere Zeit abgelaufen war. Zum Abschluss des Tages gingen wir mal wieder bei CoCo Ichibanya Curry essen – diesmal Schärfestufe 4/10!
Schließlich warfen wir noch einen kurzen Blick auf einen Sega Arcade in der Nähe des Bahnhofs und konnten Yushu unser neues Lieblingsspiel Groove Coaster demonstrieren.
Da er nicht ganz so begeistert davon war wie wir, was aber auch schwer ist, verabschiedeten wir uns dann recht bald und Daniel und ich groovten noch bis Ladenschluss.