Am Donnerstag war es soweit – eine kleine Reise stand an und so langsam machte sich auch etwas die Nervosität breit, die bislang ausgeblieben war.
Zur Feier des Tages erhielt ich zunächst eine E-Mail von EVO Payments, einem Zahlungsdienstleister von Air France, der mich darauf hinwies, dass die Zahlung meines ursprünglichen Ticket zurückging (wer hätte das gedacht!) und aber alles ganz toll wäre und sie das Geld jetzt automatisch nochmal einziehen werden, ich müsste gar nichts tun!
Super! Abgesehen davon, dass mir Air France ja zuvor mitgeteilt hatte, dass genau das völlig unmöglich wäre und ich deshalb bereits ein neues Ticket buchte.
In einem Telefonat und einer E-Mail schilderte ich nochmals den Sachverhalt mit der freundlichen Bitte doch kein Geld einzuziehen und bin nun gespannt darauf was passiert. Ich habe das Gefühl die Sache ist noch nicht zuende…
Aber im Prinzip ist das ja auch Nebensache. Wenige Stunden nach der Mail machte ich mich dann auf den Weg zum Bus, der mich zum Bahnhof brachte und von dort aus ging es mit einem Interregio der SBB direkt zum Züricher Flughafen.
Dort kannte ich mich ja schon etwas aus, aber generell war es auch recht übersichtlich und so überreichte ich meinen Koffer der freundlichen schweizerischen Air France Mitarbeiterin, die sich erkundigte was denn mit meinen Tickets los sei, denn sie würde da mehrere sehen! Erwartungsgemäß konnte sie an der Situation nichts ändern, aber war dann doch einverstanden damit dass ich eines der Tickets nutze.
Da ich einen großzügigen Zeitpuffer hatte und das Gate für meinen Flug noch nicht bekannt war kaufte ich noch ein paar Dinge ein. Der Daniel teilte mir dann auch gerade zu dieser Zeit mit, dass einer seiner japanischen Freunde, der Deutsch lernt, gerne einen Duden hätte.
Trotz meiner erheblichen Zweifel wie gut die Chancen dafür an einem schweizer Flughafen stehen würden machte ich mich auf die Suche und wurde überraschenderweise sehr schnell in einem Kiosk fündig, der genau ein Exemplar davon im Angebot hatte!
Das riss ich mir unter den Nagel. Außerdem konnte ich noch etwas Startkapital in Form von Yen zu einem vermutlich recht unverschämten Kurs erwerben.
Durch die Sicherheitskontrolle ging es recht flott obwohl man meinen Rucksack ausräumen musste, da seine Packungsdichte die Röntgenanalyse überforderte.
Schließlich fand ich mich an einem Gate mit Blick auf die Straße wieder. Nach etwas Wartezeit ging es dann in einem Bus Richtung Flugzeug.
Es handelte sich dabei um eine Embraer 170 der HOP! Regional, die (Billig-?)regionalfluggesellschaft von Air France. Wie zu erwarten war das ein eher kleines Fluggerät. Deshalb mussten alle Handgepäck-Trolleys vor dem Einsteigen abgegeben werden und wurden dann direkt nach dem Verlassen wieder ausgehändigt. Selbstverständlich betraf das nur Trolleys und keine anderen Gepäckstücke, völlig unabhängig von Größe und Gewicht, also hatte ich damit kein Problem.
Die von mir gebuchte Premium Economy Klasse unterschied sich auf diesem ersten Flug nach Paris allerdings in keiner Form von der normalen Economy, bis darauf dass die Sitzplatzwahl auf zwei Reihen, direkt hinter der Business, beschränkt war. Für knapp über eine Stunde konnte man es aber aushalten.
Zuerst dachte ich noch, dass der Platz neben mir freibleiben würde, da er das zumindest nach abgeschlossenem Boarding noch war, doch kurz darauf erschien ein Franzose mit starkem Nasenbluten aus der Toilette und gesellte sich zu mir.
Der Flug selbst verlief ohne besondere Vorkommnisse. Es wurde ein Abendessen mit dem kleinsten Brötchen der Welt zusammen mit rohem Fisch serviert und nach einem Blick auf den Eiffelturm landeten wir auch schon in Paris.
Ein bisschen lustig war höchstens noch, dass das Licht auf dem Weg von und zur Start-/Landebahn ausgeschaltet wurde mit dem Hinweis, dass es ja ein Nachtflug ist und man seine individuellen Lichter benutzen sollte. Sofort nach dem Start ging es aber wieder für die gesamte Flugzeit an, da das Essen serviert wurde. Eine sinnvolle Sache!
Da ich wusste, dass ich nur etwas über eine Stunde zwischen planmäßiger Lande- und Startzeit des Anschlussfluges nach Tokyo hatte und dabei das Terminal wechseln musste, war jetzt Beeilung angesagt. Allerdings dauerte es erstmal eine ganze Weile bis das verladene Handgepäck wieder bereitgestellt wurde und wir das Flugzeug verlassen durften.
Das ging dann immerhin ohne Busse und der Weg aus dem Terminal 2G war auch recht überschaubar. Um meinen Koffer musste ich mich glücklicherweise nicht kümmern, da er direkt nach Narita durchgecheckt wurde.
Am Ausgang des Terminals stand dann auch direkt der Bus Richtung Terminal 2E bereit und fuhr wenige Sekunden nachdem ich eingestiegen war los. 10 Minuten später konnte ich dann das nicht gerade besonders kleine Terminal betreten und ging schnellen Schrittes Richtung Passkontrolle. Nach einem Desinteressierten Blick des Beamten auf meinen Reisepass ging es auch nochmal durch die Sicherheitskontrolle bei der ich in weiser Voraussicht schonmal selbst den Inhalt meines Rucksacks auf mehrere Schalen aufteilte.
Auch das ging glatt, wobei ich allerdings auch da nicht den Eindruck hatte als ob sich die Mitarbeiter da großartig für interessiert hätten was da so drin ist.
Das Gate war nicht weit entfernt und so traf ich sogar noch (kurz) vor Beginn des Boardings dort ein!
Das Fluggerät selbst, eine Boeing 777, war deutlich geräumiger als das Spielzeug von vorhin und der Sitzabstand in der Premium Economy war recht angenehm. Leicht verspätet rollten wir los und taten das dann auch für über 30 Minuten – das ist schon sehr spannend wie lange man so auf einem Flughafen umherfahren kann.
Irgendwann starteten wir aber dann doch mit dem üblichen Gerumpel und dem Gefühl, dass gleich alles auseinanderbricht. Das muss wohl so sein, es ging allerdings unfallfrei.
In einer der französischen Ansagen gab die Crew bekannt, dass es einige Turbulenzen über Europa geben würde, daher blieben die Anschnallzeichen noch über eine Stunde nach dem Start aktiviert. Das ist natürlich besonders günstig wenn man dringend auf die Toilette möchte, viel gespürt hat man allerdings dann nicht.
Generell gab es viele Ansagen nur auf Französisch und Japanisch, so dass ich mir den Inhalt dann aus beiden Varianten zusammenreimen konnte, das war ganz lustig.
Ich sah dann den Film „Rush“ im großartigen Bord-Entertainmentsystem, das ca. 10 Minuten zum Booten benötigt und neu booten muss wenn man von Französisch auf Englisch wechseln möchte. Er war ziemlich gut und sogar auf Deutsch!
Es war danach dann schon ca. 2 oder 3 Uhr europäischer Zeit, ich war prinzipiell relativ müde und die anderen Menschen taten zumindest größtenteils so als ob sie schlafen würden. Daher entschied ich mich das auch zu versuchen, allerdings mit sehr überschaubarem Erfolg.
4-5 Stunden lang hab ich zumindest immer wieder mal die Augen geschlossen aber besonders erholsam war es nicht. Allerdings fühlte ich mich auch nicht mehr in der Lage einem Film zu folgen oder irgendwelchen anderen Unterhaltungsaktivitäten nachzugehen – trotz vollem Handgepäck mit diversen dazu geeigneten Dingen.
Nachdem ich es dann aufgegeben hatte hab ich doch nochmal einen Film gestartet – Pacific Rim. Aufgrund der immernoch anhaltenden Müdigkeit konnte ich nur begrenzt folgen. Fand es aber irgendwie auch nicht so super wie ich es mir vorgestellt hatte.
Der Film wurde dann irgendwann vom Frühstück abgebrochen, was zwar auch nicht das umfangreichste war, aber immerhin enthielt es Getränke die zuvor eher zurückhaltend verteilt wurden. Als Premium Economy Kunde hatte man aber natürlich seine persönliche 0,3l Wasserflasche für 11 Stunden Flug. Trotzdem der Platz neben mir frei war und ich mir auch eine zweite persönliche Flasche schnappte, war das etwas unangenehm.
Irgendwann war es dann aber doch überstanden und gegen 19 Uhr japanischer Zeit (einen Tag später, am Freitag) setzten wir in Narita auf, gefühlsmäßig nicht ganz optimal angesichts von einigen ruckartigen Bewegungen und dem Aufspringen diverser Gepäckfächer, aber es ging alles gut!
Inzwischen war ich sogar wieder einigermaßen wach aus irgendeinem Grund und stand nach dem Aussteigen relativ schnell der Einreisekontrolle gegenüber. Nach dem Abgeben eines entsprechenden Formulars, was bereits im Flugzeug ausgehändigt wurde, wurden dort Fingerabdrücke und ein Foto erfasst. Schließlich gab es einen Aufkleber in den Reisepass mit einer Aufenthaltserslaubnis als „Temporary Visitor“ für 3 Monate (auch wenn ich ja nicht ganz so lange bleibe).
Danach konnte ich meinen Koffer abholen, der überraschenderweise entgegen aller Geschichten, die man so liest, problemlos angekommen ist und mich zum Zoll begeben. Man fragte mich dort nach Zweck, Länge und Aufenthaltsort während meiner Reise und außerdem warum ich aus Zürich komme, wo ich doch gar kein Schweizer bin.
Da ich die Fragen offenbar zufriedenstellend beantworten konnte wurde ich in die Freiheit entlassen!
Ich stand dann direkt vor dem Ticketschalter für den Keisei Sky Liner, ein Schnellzug der innerhalb von 42 Minuten ohne Halt den Flughafen Narita mit Nippori verbindet, von wo aus man den Rest der Stadt bzw. JR Linien erreicht.
Nachdem ich das nicht ganz so günstige Ticket, das eine Platzreservierung enthielt, erwarb machte ich mich über die direkt daneben liegende Rolltreppe auf den Weg zum Bahnhof. Man steht in Japan übrigens links auf der Rolltreppe, genauso wie man auf der linken Straßenseite fährt und vielleicht auch im Zweifel meistens links zu Fuß geht.
Der Zug stand bereits am Bahnsteig als ich ankam, war jedoch noch zur Reinigung verschlossen. Danach passierten allerdings verrückt Dinge: Die Sitze drehten sich automatisch, so dass jeder immer in Fahrtrichtung sitzen konnte! Außerdem gab es (zumindest einen Tag kostenloses) WLAN im Zug.
Gegen 21 Uhr war ich an der Nippori Station angekommen, wo mich der Daniel schon erwartete und bei der Weiterreise nach Akihabara zu meinem Hotel fachkundig unterstützte. Ich kaufte mir eine Suica, eine Art aufladbare Geldkarte die es ermöglicht sehr unkompliziert den ÖPNV (mindestens) im Raum Tokyo zu nutzen, denn sie erspart den Ticketkauf. Man hält sie beim Betreten und Verlassen des Bahnhofsbereichs jeweils (sehr kurz) gegen die Ticket-Gates, die den Zutritt zu den Bahnsteigen regeln und es wird automatisch der entsprechende Preis berechnet.
Auch wenn man gewöhnliche Tickets verwendet werden diese automatisch ausgelesen, es gibt zumindest im Nahverkehr keine Kontrollen in den Zügen.
Nach wenigen Stationen hatten wir Akihabara erreicht und wählten nach dem Zufallsprinzip einen Ausgang um danach mittels mobiler Navigationsanwendungen den Weg zum Washington Hotel zu ermitteln. Lustigerweise stellten wir allerdings fest, dass wir schon direkt davor standen.
Nach vorübergehenden Verständigungsschwierigkeiten (Ich versuchte zu vermitteln, dass ich es schon gut fände wenn ich einen Schlüssel zum Zimmer erhalte nach der Zahlung des Gesamtbetrags im Voraus) gelang dort auch der Check-In. Sogar meine bmobile SIM-Karte war schon hinterlegt und wurde mir ausgehändigt!
Da ich überraschenderweise trotz dem nun schon deutlich über 24 Stunden andauernden Tag ohne wirklichen Schlaf noch dazu in der Lage war gingen wir noch etwas essen im Saizeriya, ein Restaurant, in dem es u.a. Pizza gibt, aber auch ein Gericht namens „Hamburg“! Ich glaube es enthielt Würste.
Es ist dabei (offenbar nicht nur in diesem Laden) üblich, dass man, nachdem man Platz genommen hat, seine Auswahl aus dem bunt bebilderten Menü trifft und eine Taste auf dem Tisch drückt. Dies führt dazu, dass auf einem Display die Tischnummer aufleuchtet und innerhalb weniger Sekunden ein Kellner eintrifft um die Bestellung aufzunehmen.
Nach dem Servieren deponiert dieser die Rechnung dazu in einem dafür vorgesehenen Behältnis auf dem Tisch mit der man dann irgendwann zur Kasse gehen kann, wenn man das Etablissement verlässt. Eigentlich ganz cool!
Wir aßen eine nicht ganz so spannende relativ kleine Pizza und bedienten uns am günstigen Getränkeangebot mit unbegrenzten Refills! Es gab eine Auswahl von jeder Menge verrücktem Zeug. Z.B. dieses grüne hier.
Nachdem wir uns da noch eine Weile unterhielten besuchten wir noch einen Seven Eleven in der Nähe. Es handelt sich dabei um einen „Konbini“, die japanische „Abkürzung“ für Convenience Store. Das sind kleine Läden in denen es alles gibt was man so für den täglichen Bedarf braucht – Essen, Trinken, usw., aber man kann auch mit ausländischen VISA-Karten Geld abheben, was sonst in Japan nicht selbstverständlich ist, Konzerttickets kaufen und vieles mehr. Ich kaufte eine Flasche Gerolsteiner und eine Packung Heftklammern. Was auch sonst?
Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass sich die SIM-Karte bei meinem Nexus 5 nur mit einem sehr dünnen länglichen Gegenstand entfernen ließ. Das war auch mit den nun gekauften Utensilien irgendwie nicht so einfach wie gedacht und so gab ich es zumindest mal für den ersten Tag auf, verabschiedete mich vom Daniel und genoss meinen lange fälligen Schlaf!
Fortsetzung folgt!
Ein Gedanke zu „Von Konstanz nach Tokyo“