Zuerst die gute Nachricht: Dieser Blog existiert nun wieder! Aufgrund eines kleinen sicherheitstechnischen Zwischenfalls und unfassbarer Faulheit hat das leider etwas gedauert.
Die schlechte Nachricht? Er beginnt nun mit einem Beitrag, der wahrscheinlich niemanden interessieren wird – aber das ist mir egal
Die Hochrheinbahn führt von Basel über Bad Säckingen, Waldshut, Schaffhausen und Singen (Hohentwiel) nach Konstanz. Sie wurde als Teil der „Badischen Hauptbahn“ gebaut, die von Mannheim bis Konstanz das ganze Großherzogtum Baden durchquerte. Der Abschnitt von Waldshut nach Konstanz wurde im Juni 1863 eröffnet und dementsprechend wurde heute das 150 jährige Bestehen gefeiert.
Dazu gab es ein positiv überraschendes umfangreiches Programm. In Konstanz begann es laut Plan bereits um 9:30 Uhr mit den ersten Ansprachen. Diese wollte ich mir eigentlich zumindest teilweise anhören um dann mit dem Dampfzug weiter nach Radolfzell zu fahren, aus unerklärlichen Gründen konnte ich jedoch erst kurz vor 10 Uhr das Haus verlassen.
Also fuhr ich mit einem weniger dampfenden seehas nach Radolfzell, dem Hauptveranstaltungsort, wo es um 11:15 Uhr losgehen sollte.
Am Bahnhof war dort nun schon der erwähnte Dampfzug zu sehen, übrigens der gleiche der bereits eine Woche zuvor bei der Wiedereröffnung von Erzingen – Schaffhausen im Einsatz war. Er hatte hier einen kurzen Aufenthalt bevor er weiter Richtung Waldshut fuhr.
Bevor ich mich auf den Weg zum Festgelände machen konnte fuhr aber kurz darauf auf Gleis 6 der nächste Sonderzug ein.
Das Festgelände befand sich direkt gegenüber vom Bahnhof auf dem Seetorplatz und enthielt neben einer Bühne und verschiedenen Verkaufs- und Infoständen auch einen ET 420 Simulator.
Während sich der Dampfzug mit einem lauten Pfeifen verabschiedete begann gegen 11 Uhr das Bühnenprogramm. Zunächst erschien eine Gruppe des Radolfzeller Trachtenvereins (oder so), wie allerdings erst später aufgelöst wurde. Die standen da dann erstmal ca. 15 Minuten, sagten nichts und blieben dann auch bis zum Ende der Vorträge stehen. Sie trugen die original Radolfzeller Tracht, die hier ja jeder kennt. Zumindest haben sie das später gesagt!
Nach einiger Zeit trat dann aber jemand von der DB auf, zumindest hatte er Karten mit DB Logo, um professionell die nun sprechenden wichtigen Menschen anzukündigen.
Der erste Vortrag kam dann von der Radolfzeller Bürgermeisterin Monika Laule. Ihre Rede lässt sich glaube ich ganz gut damit zusammenfassen, dass sie die Bahn in Radolfzell gut findet. Außerdem forderte sie barrierefreie Bahnhöfe nachdem sie auf die Bühne stolperte.
Als nächstes sprach Winfried Hermann, Landesverkehrsminister von Baden-Württemberg. Er kam auch relativ schnell auf das eigentliche spannende Thema zu sprechen, nämlich die Elektrifizierung der restlichen Hochrheinbahn.
Der Abschnitt zwischen Schaffhausen und Singen ist bereits seit längerer Zeit elektrifiziert, da er u.a. auch von Zügen der Relation Stuttgart – Zürich befahren wird, und auch von Radolfzell nach Konstanz kann man bereits seit 1977 elektrisch fahren. Der restliche Teil war allerdings auch bis vor kurzem noch ohne Strom.
Die Schweiz hat dies nun in Eigenregie um den Abschnitt Schaffhausen – Erzingen ergänzt, der erst letzte Woche wiedereröffnet wurde. Dies war übrigens auch der Grund warum das Jubiläum nicht im Juni gefeiert wurde, denn die Strecke war für diese Maßnahmen über mehrere Monate komplett gesperrt.
Um die Hochrheinbahn auf der gesamten Strecke mit elektrischen Fahrzeugen zu befahren fehlt nun noch der Abschnitt Basel – Erzingen und darum gibt es seit einiger Zeit etwas Streit. Anfang diesen Jahres gab es die sogenannte „Basler Erklärung“ in der sich alle regional beteiligten auf schweizer und deutscher Seite auf eine grobe Finanzierung geeinigt hatten. Die Kosten sollten dabei jeweils zur Hälfte von den verschiedenen Untergliederungen in der Schweiz und Deutschland getragen werden.
An sich ja schon recht großzügig von der Schweiz, da sich der fragliche Abschnitt vollständig auf deutschem Gebiet befindet. Da es die kürzeste Verbindung zwischen den beiden schweizer Städten Schaffhausen und Basel darstellt hat man dort aber logischerweise auch kein geringes Interesse an der Strecke.
Leider hat sich dann aber kurz darauf der Ständerat in der Schweiz gegen das Projekt gestellt und den Plan, zumindest zunächst, mal wieder auf Eis gelegt. Demnächst sollen sich die zuständigen schweizerischen Gremien aber erneut damit beschäftigen.
Viel konkretes war, wie er auch selbst zugab, von Herrn Hermann nun nicht dazu zu hören, wie es dabei weitergehen wird. Immerhin aber das Bekenntnis, dass er sich weiterhin für das Projekt einsetzen wird und schnell eine Lösung für die Finanzierung finden möchte in Hinblick auf die 2014 geplante Ausschreibung der Verkehrsleistungen auf der Strecke.
Die Schweiz war mit Reto Dubach, Regierungsrat im Kanton Schaffhausen, repräsentiert. Dieser wies erstmal darauf hin, dass der schweizer Teil der Strecke ja nun vollständig elektrifiziert sei, übrigens ohne Beitrag von Deutschland.
Gleichzeitig sagte er aber auch, dass die Schweiz nachwievor bereit zu einer finanziellen Beteiligung ist, meinte aber man solle prüfen ob es nicht zumindest für eine Übergangszeit sinnvoller wäre dieselelektrische Hybridfahrzeuge anzuschaffen und die finanzielle Investition für das Rollmaterial zu leisten. Genau das würde zur Zeit in der Schweiz geschehen und man könne bald mit ersten Ergebnissen rechnen.
Später musste er allerdings auch zugeben, dass es derartige Fahrzeuge momentan noch nicht gibt und eine Elektrifizierung sicher nachhaltiger wäre.
Abschließend kam auch ein Vertreter von DB Regio Südbaden, Frank Buermeyer, zu Wort, der mit einigen Jahreszahlen aufwarten konnte und auf die umfangreichen Attraktionen hinwies.
Nachdem das geschafft war durfte die Trachtengruppe im Hintergrund endlich sagen, wer sie sind und dann auch die Bühne verlassen. Es folgte dann noch eine Podiumsdiskussion mit Winfried Hermann, Reto Dubach und jeweils einem Vertreter der Landkreise Waldshut und Konstanz.
Dabei ging es wieder um die Elektrifizierung, bei der sich alle einig waren, dass sie gebraucht wird und dass es gut wäre wenn es zumindest bis 2020 irgendwie klappen würde. Man müsste nur das Geld irgendwie organisieren.
Die Landkreisvertreter ließen sich außerdem die Gelegenheit nicht nehmen direkt nach noch ein bisschen mehr Geld zu fragen und auf die notwendige Bahnhofsmodernisierung entlang der Strecke aufmerksam zu machen. Außerdem sprach man auch über eine Angebotsausweitung (Halbstundentakt), die man ja auch durchaus bereits vor dem Betrieb mit elektrischen Fahrzeugen umsetzen könnte.
Damit war das Bühnenprogramm erfolgreich abgeschlossen und ich konnte nochmal einen Blick auf den restlichen Inhalt des Platzes werfen.
Nachdem ich erfolgreich nichts kaufte ging ich dann wieder zurück zum Bahnhof um die dortige Fahrzeugausstellung zu bewundern.
Nicht ganz so historisch war die 146 230 „Radolfzell“, bei der man dafür allerdings auf dem Führerstand ein Stück im Bahnhof mitfahren durfte!
Der freundliche Triebfahrzeugführer demonstrierte während der kurzen Fahrt was passiert, wenn der Lokführer einschläft. SIFA Zwangsbremsung.
Nach erfolgreichem Abschluss dieser Fahrt begab ich mich dann mit gewöhnlichen elektrischen Zügen entlang der Hochrheinbahn nach Schaffhausen, wo weitere Fahrzeuge ausgestellt waren.
Mit diesem Gefährt kann angeblich auch der schwerste Zug (bis zu 1000t) an der größten Steigung abgeschleppt werden!
Nachdem ich dies alles gesehen hatte begab ich mich in Richtung des letzten größeren Veranstaltungsorts: Lauchringen. Dazu musste ich zunächst mal mit einem regulären IRE nach Erzingen fahren.
Von Erzingen aus fuhr ich mit dem Bus nach Lauchringen um den Busfahrer zu ärgern. Ich hatte mir nämlich ein Baden-Württemberg Ticket in Form eines Handy-Tickets zugelegt. (Gibt es erst seit ein paar Tagen.) Netterweise nahm er mich mit, obwohl er keinerlei Möglichkeit hatte es zu kontrollieren, und brachte mich erfolgreich zum Bahnhof Lauchringen.
Die ausgestellten Loks konnte man in Lauchringen allerdings erstmal nur aus der Ferne beobachten, denn der Bahnhof verfügt über keine Unterführung, Brücke oder ähnliches. Angesichts dessen dass es da in der Mitte auch einen weiteren Bahnsteig gibt, der nicht auf legale Weise erreichbar ist, sehr amüsant.
Vorsichtshalber war dementsprechend auch Sicherheitspersonal aufgeboten, das die Besucher daran hindern sollte die Gleise zu überqueren und auf den Wanderweg zur anderen Seite hinwies.
Nach dem langen Weg zurück zum Bahnhof stärkte ich mich dort kurz und beobachtete noch die dort auf dem Vorplatz gebotenen Attraktionen.
Schließlich fuhr ich weiter nach Waldshut um von dort aus meine Rückreise nach Konstanz, mit dem historischen Eilzug anzutreten.
Nach der Fahrt im erwähnten Eilzug bis nach Singen konnte ich erneut mit einem völlig gewöhnlichen seehas FLIRT nach Konstanz zurückkehren.
Insgesamt war es glaub ich alles ganz nett!
Falls irgendjemand bis hierhin gelesen haben sollte: Respekt und vielen Dank! 😉