…so erklang das wunderschöne, nur aus dieser Zeile bestehende, Lied. Das kleine Mädchen – mir gegenüber im Zug – sang es energisch in einer Endlosschleife.
Aber fangen wir besser vorne an. Es gibt Dinge in meinem Leben, die tue ich äußerst selten: Zum Beispiel mehr als 100km weit weg fahren oder Blogeinträge verfassen. Was würde also näher liegen als diese beiden Aktivitäten zu kombinieren?
Vor nichtmal zwei Wochen hat mein guter Freund der Jan sich nach einigen Monaten mal wieder online blicken lassen und mich sogleich zum Go Turnier nach Hannover eingeladen!
Trotzdem ich mal wieder seit fast einem Jahr kein Go gespielt hatte musste ich nicht allzulange überlegen und innerhalb weniger Minuten war die Bahnfahrt für knapp 140€ gebucht.
Am Tag des Aufbruchs, am Freitag, machte ich zeitig Feierabend und konnte am Briefkasten sogar bereits meine fertige Fan BahnCard 25 in Empfang nehmen. Nach der üblichen Panik, was ich so alles wohl vergessen haben könnte, machte ich mich dann doch mit etwas Vorfreude auf den Weg mit der Buslinie 1 Richtung Bahnhof.
Dort erfolgreich angekommen erspähte ich bereits auf Gleis 3 einen Doppelstockzug der Schwarzwaldbahn. Trotz des „Bitte nicht einsteigen“ auf dem Zugzielanzeiger war ich kurz davor eben jenes zu tun, dann fuhr er aber plötzlich weg
Wenig später kam dann aber doch der richtige IRE 5188 Richtung Karlsruhe Hbf. Wie erwartet wurde die knapp dreistündige Fahrt darin dann auch recht anstrengend. Allerdings weniger aufgrund der vielen Unterwegshalte, sondern hauptsächlich aufgrund einer Gruppe fröhlicher Mitmenschen, die den gesamten Zug wissen ließen, dass sie über mehrere Kisten Bier verfügten.
Gegen 18:27 Uhr kamen wir aber immerhin pünktlich in Baden-Baden an, wo ich dann in den ICE 376 Richtung Hamburg-Altona wechselte. Der verbesserte Komfort für den Rest der Fahrt, den ich mir erhofft hatte, wollte sich aber nicht so recht einstellen. Ich hatte zwar reserviert, aber der Zug war – zumindest zunächst – berstend voll. An das Auspacken des Notebooks oder andere entspannende Aktivitäten war leider nicht zu denken.
Kurz nach Zehn war es aber denn endlich soweit, der ICE erreichte Hannover Hbf – korrigiere – die Landeshauptstadt Hannover! Dieses Detail ist den Hannoveranern nämlich immerhin so wichtig, dass sie zweisprachig bei jeder Zugankunft darauf hinweisen.
Die Bemühungen von Jan mich zu einer U-Bahn-Station namens Kröpcke nahe des Hauptbahnhofes zu lotsen gekonnt ignorierend, nahm ich die S1 Richtung Minden(Westf) und stieg nach zwei Stationen in Hannover-Leinhausen noch auf die U-/Straßenbahn-Linie 4 um.
Von der Haltestelle Lauckerthof waren es dann nur noch wenige, gut beschriebene, Meter bis zu Jans Wohnung!
Dort angekommen unterhielten wir uns noch eine ganze Weile und bestellten bei einem der grob geschätzt 500 pizza.de-Lieferanten des Stadtteils eine wohlschmeckende Pizza. Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit hieß es dann aber auch bald Gute Nacht, denn beim Turnier war eine pünktliche Anmeldung erwünscht!
Am nächsten Tag machten wir uns, nach einer Folge Code Geass, mit der U-Bahn auf den Weg zum Königsworther Platz. Nachdem ich einige architektonische Meisterwerke, wie etwa die Universität, auf der Fahrt begutachten konnte, waren wir am Ziel. Auch wenn wir zunächst den falschen U-Bahn-Ausgang nahmen, fanden wir bald das Conti-Hochhaus der Universität, in dem sich der Turnierort befand. Dieser begann zunächst mit der Anmeldeschlange auf dem Gang, in die wir uns brav einreihten um das Startgeld abzudrücken.
Danach entdeckten wir nach und nach drei Räume: Einen Schulungs- und Aufenthaltsraum mit einem Materialstand vom Hebsacker Verlag, in dem später Yoon Young-Sun 5p Lektionen gab und Partien kommentierte, und natürlich zwei Spielräume. Ein wenig später erfuhren wir noch, dass die letzten paar Bretter sich im 14. Stock befinden würden. Glücklicherweise drangen wir aber dann doch nicht ganz so weit nach hinten vor.
Achja der Jan meldete sich als 6k und ich als 7k an. Auch wenn ich das vorherige Turnier als 8k 4-1 gespielt habe, so war die Unsicherheit doch etwas stärker als sonst. Die letzten Male hatte ich vor dem Turnier doch immer zumindest einige Partien auf KGS gespielt um wieder reinzukommen. Diesmal war es allerdings nur eine einzige Partie gegen den Jan. (Die ich aber immerhin gewonnen habe!)
Mit einer kleinen Ansprache von Christoph Gerlach wurde das 50. Messeturnier eröffnet und auf einem Aushang sollten wir noch mal kontrollieren ob unsere Anmeldungen korrekt eingetragen wurden – und tatsächlich hatte man mich dort kurzerhand vom Butz zum Bütz gemacht!
Nachdem das korrigiert war blieb noch etwas Zeit bis zum Beginn der ersten Runde, und dass diese bei einem Go-Turnier niemals pünktlich beginnt ist ohnehin kein Geheimnis – was aber keineswegs ein Vorwurf an die Organisation sein soll, ansonsten war diese nämlich beeindruckend gut!
Also setzten wir uns in einen der Spielräume und machten noch eine schnelle Partie bis wir durch die Auslosung der ersten Runde unterbrochen wurden.
Diese habe ich dann auch gleich gewonnen, wobei mein Gegner und ich beide die 75 Minuten Bedenkzeit voll ausnutzten. So richtig gut habe ich mich aber trotzdem nicht gefühlt – gewonnen hatte ich aus meiner Sicht mit einer gehörigen Portion Glück, mit der ich nach einem Rückstand am Ende noch eine große Gruppe töten konnte.
Für Außenstehende kann so eine Go-Unterhaltung übrigens ziemlich befremdlich wirken. Wo sonst werden Gruppen Schwarzer gejagt, nachdem man ihnen das ganze Gebiet weggenommen hat, bis sie einäugig sterben?
Die zweite Runde verlief ähnlich, nur dass die glückliche Wendung fehlte – damit kassierte ich also die erste Niederlage und während mein Gegner gerade mal 15 Minuten seiner Bedenkzeit verbraucht hatte kratzte ich schon wieder am Byo-Yomi.
Aufgrund dieses Umstandes hatte ich aber das erste Mal Gelegenheit dazu den Ausführungen von Yoon Young-Sun zu lauschen. Richtig viel Konzentration konnte oder wollte ich aber dafür dann schon nicht mehr aufbringen und so wurde auch die dritte Runde eine eher anstrengende Pflichtübung.
Am Ende des Tages stand es also 1-2 aus meiner Sicht und ich war mit Jan, der ebenso gespielt hatte, einer Meinung dass nun etwas zu Essen auf dem Programm stand. In freudiger Erwartung des von ihm empfohlenen Schweinerestaurants machten wir uns also auf den Weg nach draußen.
Dort wurden wir allerdings erstmal wieder aufgehalten. Ein anderer Mitspieler machte uns darauf aufmerksam, dass doch in Kürze im 14. Stock eine Party mit kostenlosem Buffet beginnen würde!
Das nicht gleich ignorieren könnend fuhren wir also hoch in den 14. Stock und begutachteten erstmal das dort vorhandene Essen. Schließlich entschieden wir uns dann aber doch wieder abzuhauen und dem Schweinerestaurant einen Besuch abzustatten.
Im „Schweinske“, was wohl – wie ich hinterher herausfand – in der Region eine größere Kette zu sein scheint – gab es auch eine reichliche Auswahl an Schweinereien. Der Jan entschied sich für ein Zwiebelschwein und ich selbstverständlich für das Fritz Schwein XXL. Wie der Name schon sagt war es nicht zu wenig und sehr gut noch dazu!
Nach dem Verdrücken der Schweine war es also wieder an der Zeit die U-Bahn zu benutzen, und zu wieder recht später Stunde kamen wir erneut bei Jan zuhause an.
Nachdem wir uns schon eine Weile nicht mehr gesehn hatten ging uns der Diskussionsstoff nicht all zu schnell aus. Die nächste Runde sollte aber am nächsten Morgen schon wieder unmenschlich früh beginnen!
So machten wir uns also auch am Sonntag auf den Weg zur U-Bahn, verpassten erstmal knapp die, die wir eigentlich nehmen wollten, kamen aber dann doch noch gerade rechtzeitig zur vierten Runde wieder am Turnierort an.
Meine vierte Partie war am Ende auch wieder recht interessant. Dass ich erstmal ordentlich zurücklag war ja nun schon ein gewohntes Bild. Mehr oder weniger als Verzweiflungstat versuchte ich dann – am Ende mit Erfolg – eine große Ecke zu töten, in der mein Gegner mit 3-3 eröffnet hatte. Damit hatte dieser schon am Tag zuvor den Jan etwas aufgebracht.
Leider reichte das aber dennoch nicht um den Rückstand aufzuholen und so blieb nur noch eine Runde um Schadensbegrenzung zu betreiben. Die Zeit bis zum Beginn dieser schien jedoch unendlich lang und so diskutierten wir erstmal eine Weile was wir wohl danach noch unternehmen könnten.
Irgendwann begann dann aber doch auch die fünfte und letzte Runde, die ich tatsächlich noch gewann und dabei auch zum ersten Mal im Turnier mal wieder das Gefühl einer guten Partie hatte.
Für uns beide hatte es schließlich noch zum 2-3 gereicht und so konnten wir die Veranstaltung nun doch verlassen ohne völlig betrübt sein zu müssen.
Die Siegerehrung, bis zu welcher auch wieder einiges an Zeit vergehen würde, sparten wir uns dann aber und fuhren noch ein kurzes Stück U-Bahn um dann ein bisschen zu Fuß die Innenstadt zu erkunden.
Ein Monument in dieser, der örtliche McDonald’s, war aber leider durch ein direkt an ihn angrenzendes Beach Volleyball Spiel völlig überfüllt. So wanderten wir noch eine Weile weiter, wobei mir der Jan die anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt vorstellte, wie z.B. den Wurst-Basar!
Für die Nahrungsaufnahme entschieden wir uns dann aber doch zunächst für einen anderen McDonald’s bevor wir uns schließlich auf den Weg zum Cinemaxx am Raschplatz machten. Wir hatten uns nämlich überlegt, dass es eine gute Idee wäre ins Kino zu gehen und uns Alice im Wunderland 3D anzusehen.
Wir hatten beide noch nie das Vergnügen mit einem 3D-Film und waren somit sehr gespannt. Für den stolzen Preis von 13€ pro Person versicherte uns die Kassiererin besonders gute Plätze für 3D erworben zu haben und überreichte uns unsere Einweg-Polfilterbrillen.
Nach etwas Werbung im Kinosaal wurden wir dann aufgefordert die Brillen aufzusetzen und konnten die ersten beeindruckenden Effekte in Trailern begutachten. Allerdings – zumindest bei mir – erst nach einigen Minuten der Eingewöhnungsphase.
Was man dann aber gesehen hat war schon sehr beeindruckend, auch wenn ich manchmal – insbesondere bei schnellen Szenen – einige Dinge verschwommen wahrgenommen habe bzw. nicht richtig wusste was ich fokussieren sollte. Ein bisschen anstrengend war es also schon, aber auch ein sehr cooles Erlebnis, durchaus mit Wiederholungsgefahr!
Der Film an sich war übrigens auch sehr schön und ist absolut empfehlenswert! Insbesondere die Grinsekatze – vor der ich mich als Kind immer unglaublich gefürchtet habe – fand ich genial!
Den Weg zurück zu Jan begannen wir an diesem Abend an der, oben schonmal erwähnten, U-Bahn-Station Kröpcke, die schon sehr beeindruckend und verwirrend zu gleich war. Da selbst er es nicht so einfach fand dort herauszufinden war ich doch froh dass ich dem bei der Anreise entgangen war.
Wieder angekommen schauten wir noch ein wenig Anime und ich war verwundert, dass dem Jan Yakitate!! Japan besser gefiel als Code Geass!
So langsam neigte sich das verlängerte Wochenende, den Montag hatte ich mir ganz frei genommen, dann aber dem Ende zu und nach einigen weiteren Anime Folgen am nächsten Morgen brachte mich der Jan mit seinem Auto zum Bahnhof Leinhausen, wo wir uns verabschiedeten.
Kurz darauf kam dort die S2, die mich zum Hauptbahnhof brachte. Dort hatte ich nun noch fast eine Stunde Zeit bis zum Eintreffen des IC 2371, der direkt nach Konstanz fuhr.
Schon alleine aufgrund des genialen Namens musste ich also dem Wurst-Basar einen Besuch abstatten und genoss dort eine leckere Bratwurst, die nichtmal überteuert war!
Ich schlenderte noch im Bahnhof umher und kaufte von meinem letzten Bargeld etwas Proviant bis ich auf Gleis 4 die Ankunft meines Zuges erwartete.
Auch in diesem war es zunächst wieder etwas beengt. Kurz vor Marburg hatte ich es aber offensichtlich geschafft meinen Sitznachbarn zu vertreiben, was die Lage etwas entspannte.
Ich packte also erfreut mein Notebook aus und machte es mir bequem bis kurz darauf am selben Tisch ein Mann mit seiner kleinen Tochter, schätzungsweise noch nicht im Schulalter, Platz nahm!
„Das Seepferdchen mag ich nicht!“
…so erklang das wunderschöne, nur aus dieser Zeile bestehende, Lied. Das kleine Mädchen – mir gegenüber im Zug – sang es energisch in einer Endlosschleife. Mit der Zeit wurde der Tisch dann auch mit verschiedenen Malbüchern und anderen Utensilien überflutet, so dass mein Notebook zum mp3-Player verkam. Natürlich fuhren die beiden auch bis nach Radolfzell, also kurz vor Konstanz.
Es schien wieder fast wie eine Ewigkeit, aber nach beinahe acht anstrengenden Stunden war es geschafft und ich stieg hocherfreut im Konstanzer Bahnhof aus dem Zug, von wo aus mich der Bus nach Hause brachte. Wenn auch die Zugfahrten vielleicht nicht der angenehmste Teil der Aktion waren so hat es ingesamt doch jede Menge Spaß gemacht!
Bis nächstes Jahr nun also, oder so 😉